Flower Power im Blut

„Auf meinem T-Shirt steht MHD (Mindesthaltbarkeitsdatum)“, scherzte farfalla Mitgründer Jean-Claude Richard in den letzten Jahren immer gerne, und als Erklärung schickte er schmunzelnd hinterher: „Wir haben uns zehn Jahre für den Übergabeprozess gegeben, jetzt sind wir im Jahr fünf.“ Nun ist es soweit: Die neue Generation übernimmt – die Gründer von farfalla übergeben. Vor über dreissig Jahren ins Leben gerufen von vier Schulfreunden, die erst gemeinsam Musik machten und später Kosmetik mit ätherischen Ölen komponierten – Gian Furrer, Paul Gisler, Jean-Claude und Marianne Richard übergeben ihr Lebenswerk farfalla an Patensohn bzw. Sohn Malvin Richard.

Kindheit in der Gründer-WG

Wie war das eigentlich, in einer Kommune aufzuwachsen? Malvin lacht. „Es war toll. Hier lebten bis zu 12 Personen mit ihren Kindern. Tagsüber gingen einige kreativen Arbeiten nach, um den Lebensunterhalt der Kommune zu finanzieren. Ein anderer Teil blieb zu Hause und widmete sich dem Anbau von Biogemüse und Kräutern für die Küche und die Herstellung von Heilpflanzenauszügen, übten Yoga oder Tai-Chi. So war für uns Kinder immer was los. Konnten wir mal nicht einschlafen, wurden wir im Kinderwagen mit Rollschuhen durch die Strassen gefahren, bis uns die Augen zufielen.“ 

Malvins Eltern, Marianne und Jean-Claude, lebten in der damals ,Kommune‘  genannten WG mit den späteren farfalla Mitgründern Paul Gisler und Gian Furrer. Hier experimentierten sie mit Dingen, die in den 1980er Jahren noch exotisch waren: Sie praktizierten Yoga, rührten Cremes, produzierten Tofu und Kombucha. Malvin erinnert sich: „Für mich war das ganz normal. Der Kombucha oder die Sojamilch im Kühlschrank waren halt einfach da wie Fleisch oder Rivella bei anderen Leuten. Erst später realisierte ich, dass nicht jede Familie Tofu selber macht, geschweige denn kennt! Und dass ein Thema wie Naturschutz nicht überall einen so hohen Stellenwert hatte wie bei uns.“ Die Offenheit gegenüber anderen Kulturen, alternativen Lebensweisen und exotischen Heilmethoden führte bald zum Ausprobieren von aromatherapeutischen und naturkosmetischen Rezepten. Im Zentrum stand stets die Suche nach Balance und dem Leben im Einklang mit der Natur, die die Freunde bereits vor Malvins Geburt auf Reisen führte – zum Beispiel mit dem VW-Bus via Afghanistan nach Indien. Begegnet sind sie Menschen, die mit Aromapflanzen Körper und Geist ins Gleichgewicht bringen. Gefunden haben sie ein Lebensziel: Menschen mit Pflanzenkraft darin zu unterstützen, ihr persönliches Wohlbefinden zu steigern. 

In Malvins Geburtsjahr 1982 wurde auch die Idee für farfalla geboren. „Die Liebe zur Kraft der Pflanzen und die Begeisterung für ethnobotanische Duftreisen haben natürlich auf mich abgefärbt“, so Malvin Richard. „Aber als Kind wäre ich auch gerne einfach mal nach Italien an den Strand gefahren. Stattdessen streifte ich mit meinen Eltern durch Immortellenfelder oder Ylanghaine und schwitzte in altertümlichen Destillen.“

Parfum statt Sturm & Drang

Und so war auch gar nicht immer klar, dass Malvin einmal bei farfalla arbeiten würde. Druck von den Eltern die Firma zu übernehmen, spürte der 36-jährige nie. Erfahrungen in der Finanzwirtschaft prägten die Zeit nach seinem Studium, bevor er zusammen mit zwei Freunden die Naturparfum-Firma RichardLüscherBritos gründete. Unterdessen sammelte er wertvolles Wissen über Naturkosmetik und ätherische Öle, und verliebte sich ganz neu in die Welt des Schmetterlings.

Wenn sich die alte farfalla Generation 2019 vollständig aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen hat, wird Malvin als einziger Eigner operativ tätig sein. Birgt so ein Wechsel nicht auch Konfliktpotential? „In meinem familiären Kontext bedeutete rebellisch zu sein, gut strukturiert und organisiert zu sein. Dies erklärt vielleicht, warum ich Wirtschaft an renommierten Institutionen studierte oder bei PriceWaterhouseCoopers arbeitete. Mein Vater konnte dies nicht wirklich nachvollziehen!“

Malvin Richard: 

„Natürlich gibt es auch mal unterschiedliche Ansichten. Wenn es jedoch um Nachhaltigkeit, soziales Engagement oder Ökologie geht, sind wir uns immer absolut einig. Und bei unserer Mission, Menschen darin zu unterstützen, sich wohlzufühlen und gleichzeitig die Natur zu bewahren.“

Es bleiben ein starkes Geschäftsführungsteam, flache Hierarchien und MitarbeiterInnen, die mit Liebe dabei sind. Denn farfalla wäre nicht farfalla, wenn der Gedanke des gemeinsamen Erschaffens nicht weiter im Vordergrund stünde. Und der der Freundschaft, wie ein Blick auf das neue Team zeigt. In diesem Spirit haben Alt und Jung zusammen das entwickelt, was eben doch neu und anders wird: Ein Produktkonzept, dessen Innovation darin liegt, das eigene, individuelle Pflegebedürfnis mit Pflanzenkraft zu unterstützen.